Nicht nur in Venedig wird literarisch gemordet, nein, auch Madeira ist inzwischen Schauplatz von Intrigen, Verrat und Mord geworden. (Gott sei Dank nur auf dem Papier ;)
Auch wenn ich sonst keine Krimi-Leserin bin: die Konstellation „Krimi“ und „Madeira“ interessieren mich natürlich ;) Und so habe ich die Hamburger Krimi-Autorin Joyce Summer gebeten, uns ein paar Fragen zum Thema zu beantworten.
Ich habe Joyce in unserer Facebook-Gruppe „Madeira-Freunde“ kennengelernt. Joyce hat bereits den Madeira-Krimi „Mord auf der Levada“ veröffentlicht, in diesem Sommer folgt ihr zweites Madeira-Werk. Um das Warten bis dahin zu verkürzen, gibt Joyce exklusiv schon eine kleine Vorschau. Viel Spaß!
Liebe Joyce, du bist Krimi-Autorin. Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Joyce Summer: Solange ich denken kann, lese ich und habe mir schon als Kind Geschichten ausgedacht, die ich aber nicht zu Papier gebracht habe. Da auch mein Vater geschrieben hat, Kurzgeschichten und Science Fiction, hatte ich irgendwo immer den Wunsch in mir, einmal selbst zu schreiben.
Die Idee zu meinem ersten Krimi kam dann vor fast neun Jahren, als ich für meine Lieblingsinsel, Madeira, keine passende Urlaubslektüre fand. Damals fing ich an, reale spannende Ereignisse zu sammeln, die auf Madeira geschehen sind. Sehr schnell stieß ich auf den Tod des letzten Habsburger Kaisers und die schlimmen Flugzeugabstürze in den Siebziger Jahren.
Die Kerngeschichte meines Krimis habe ich schon 2012 skizziert, aber es hat dann doch noch bis 2014 gedauert, bis ich mit dem Schreiben anfangen konnte. Mein damaliger Job hat mir einfach vorher nicht die Zeit gelassen. Im Juni 2015 ist dann mein erster Krimi, »Mord auf der Levada«, erschienen, der mittlerweile in der zweiten überarbeiteten Auflage erhältlich ist.
Du hast bereits einen Madeira-Krimi veröffentlicht und entführst deine Leser auch in deinem neuesten Werk nach Madeira. Warum ausgerechnet dorthin?
In meinem zweiten Krimi hatte ich den Ausflug nach Malta gewagt. Eine völlig andere Insel als Madeira, karg, die Johanniter bezeichneten sie als »Fels im Mittelmeer«. Die Insel ist vor allem durch ihre Geschichte faszinierend, aber sie ist mir nicht so unter die Haut gegangen wie Madeira. Obwohl ich mich in eine meiner Figuren verliebt habe, mit der wird es im vierten Krimi ein Wiedersehen geben.
Meinen Lesern und mir gefielen die Figuren, die ich für den ersten Madeira-Krimi entwickelt hatte – Avila, seine Frau Leticia und natürlich der Frauenschwarm Vasconcellos – so gut, dass ich dachte, die Geschichte der drei ist noch nicht zu Ende erzählt. Deswegen wird der neue Krimi auch der Start einer neuen Krimiserie rund um diese drei sein, die auf Madeira spielt. Die Ideen für die nächsten zwei Bände habe ich auch schon …
Wie sieht dein „Urlaub“ aus, wenn du auf Madeira bist? Hast du neben dem Recherchieren Zeit für ausgiebige Wanderungen?
Zeit, die Insel zu erkunden, muss immer sein. Und wenn es nur eine Wanderung vom Pico Arieiro zum Pico Ruivo und zurück ist. Beim letzten Mal, das war direkt nach dem Erscheinen des ersten Madeira-Krimis, ist das Wandern aber tatsächlich ein bisschen zu kurz gekommen.
Ich hoffe, dass wir diesen Herbst mehr Wanderungen machen können. Ich möchte mal wieder auf der Hochebene »Paul da Serra« längs laufen – o. k. das hat auch etwas mit der Recherche für das nächste Buch zu tun – und die »Levada do Alecrim« wandern.
Hast du einen Lieblingsplatz auf Madeira?
Einen? Das reicht nicht aus. In Funchal mag ich den »Jardim de São Francisco« sehr gerne. Dort kann man sich wunderbar nach einem Stadtspaziergang ausruhen und die Menschen beobachten. In dem Garten direkt neben Blandy’s findet Ben in »Mord auf der Levada« auch die alten Männer auf der Bank, um sie nach dem Verbleib von Pauline zu fragen.
Sehr schön ist es auch ganz früh morgens, kurz vor Sonnenaufgang, unten am »Christo Rei« zu beobachten, wie langsam der Tag anbricht. Dies ist übrigens auch die Lieblingsstelle von Comissário Avila, der mit Leticia in Garajau wohnt.
Wo kannst du am kreativsten sein bzw. wo erhältst du die meisten Ideen, wenn du auf der Insel bist?
Bei den Gesprächen mit Freunden, die kleine Anekdoten von der Insel erzählen, oder während der langen Spaziergänge und Wanderungen. Manchmal muss es nur der Anblick eines mit Bougainvillea überwuchertem Transistorhäuschens sein, der mich auf Ideen bringt.
Dein nächster Madeira-Krimi erscheint im August. Magst du für uns spoilern und uns mehr über seine Hauptakteure und seine Handlung erzählen?
Meine Hauptfigur ist Fernando Avila, ein leicht übergewichtiger Endvierziger mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Der Comissário liebt gutes Essen und Trinken, was man ihm auch ansieht. In der Geschichte wird er zum ersten Mal Vater und hat große Angst dabei zu versagen. Schließlich sind er und Leticia nicht mehr die Jüngsten. Seine Ehefrau Leticia ist stolze Katalanin und hat Avila schon im Studium in Lissabon kennengelernt.
Durch die Schwangerschaft verschieben sich ihre Prioritäten. Vorher hat sie viel Wert auf Status gelegt. Sie war Mitglied in einem elitären Golfklub auf der Insel, aber jetzt will sie sich auf das Kind konzentrieren. Als im Umfeld dieses Klubs ein Mord geschieht, versucht sie ihre eigenen Nachforschungen anzustellen. Ein Umstand, der sie in große Gefahr bringt.
Vasconcellos, der engste Vertraute und Mitarbeiter von Avila, muss diesmal ausgleichen, dass sein Chef nicht immer bei der Sache ist. Da heißt es für ihn, sich mal nicht um seine aktuelle Flamme zu kümmern, sondern die Verstrickungen rund um den Golfklub und zu einer Galerie aufzudecken.
Einen Blick in die Vergangenheit wird es natürlich auch wieder geben. Ein berühmter englischer Staatsmann hat in den Fünfziger Jahren auf Madeira gemalt und ich bin mir sehr sicher, dass er dabei etwas beobachtet hat, was für Avila und Vasconcellos noch von Bedeutung sein wird …
Für die Leser, die noch nie auf Madeira waren: Was sind die 3 Dinge, die man deiner Meinung nach auf der Insel unbedingt gesehen/gemacht haben muss?
Da geht es mir ähnlich wie bei meinen Lieblingsplätzen, es gibt soviel mehr als 3 … Für mich beginnt ein Urlaub auf Madeira immer mit einem (oder zwei) Glas Poncha in meiner Lieblingsbar. Das ist schon zu einem festen Ritual geworden. Die madeirensische Variante eines Caipirinhas sollte jeder Besucher mal ausprobieren. Den Drink aber bitte nicht an der Hotelbar genießen, sondern sich wirklich eine urige Bar suchen, in die auch die Einheimischen gehen.
Ein Bummel durch die Altstadt von Funchal gehört für mich auch immer dazu. Natürlich mit einem Abstecher in die Markthallen, auch wenn das natürlich an manchen Tagen sehr touristisch ist.
Ich persönlich mag auch die »Bergtour« hin und zurück vom Pico Arieiro zum Pico Ruivo. Das ist schon anstrengend, aber der Blick vom höchsten Berg über die Insel, wenn er nicht in den Wolken liegt, ist gigantisch. Wer will, kann sich auch den Rückweg sparen und sich in der Nähe es Pico Ruivo abholen lassen.
Liebe Joyce, danke, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast.
Alles Liebe
Berit
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Fotos © Dirk Schuster / Joyce Summer